Dieser Abschnitt beinhaltet pathologische Zustände, die durch die Verletzung der anatomischen Integrität von Nasenstrukturen bei mechanischer Einwirkung auf deren Gewebe entstehen.
Klassifikation und Anatomie der posttraumatischen Veränderungen der Nase
Synechien der Nasenhöhle
Als Synechien der Nasenhöhle bezeichnet man nicht-physiologische bindegewebige Wucherungen zwischen dem Nasenseptum und den Seitenwandstrukturen der Nasenhöhle (Nasenmuscheln) in Form von Strängen, wodurch es zur Störung der Nasenphysiologie kommt.
Erworbene Choanalatresiehat die Form einer Bindegewebs- oder Knorpelmembran auf Höhe der Choanen, die einen gestörten Luftfluss durch die betroffene Nasenhöhle in den Nasopharynx zur Folge hat.
Sie kann ein- und beidseitig sowie partiell (das Lumen bleibt teilweise bestehen) oder komplett sein. Erworbene Atresien sind meistens teilweise und einseitig.
Posttraumatische Veränderung der äußeren Nase
Posttraumatische Veränderungen der äußeren Nase zeichnen sich durch Störungen der physiologischen Anatomie des Nasenskeletts (Rücken, Spitze bzw. Septum) im knorpeligen bzw. knöchernen Abschnitt, die ohne angemessene und rechtzeitige chirurgische Behandlung (Reposition der Nasenknochen) entstehen.
Wenn die rechtzeitige Reposition nicht erfolgt, kann die Nase verschiedene Formfehler aufweisen. Bei einer sattelförmigen Verformung (Schiefnase) geht es um die Eindellung des Nasenrückens. Eine bogenförmige (skoliotische) Verformung imponiert durch die gestörte gerade Achse des Nasenrückens. Die dritte Variante stellt eine winkelförmige Deviation, bei der der Nasenrücken zur Seite verlagert ist, dessen Achse aber erhalten bleibt.
Ätiologie
Allgemeine Ursachen für aufgezählte Krankheitsbilder sind u. a.
Mechanische Nasenverletzungen. Sie kommen am häufigsten vor. Dazu gehören Traumata, Stürze, Autounfälle, die unmittelbare und Spätfolgen haben können.
Chirurgische Eingriffe (iatrogene Ätiologie):
Erfolgte operative Eingriffe an der Nasenhöhle (selten) wie Septumplastik, Polypotomie, Nasenmuschelverkleinerung.
Unsachgemäße postoperative Pflege, die die Heilung verzögert. Dabei bleibt ausgeprägte Schwellung lange bestehen sowie kommt bakterielle Infektion hinzu.
Unprofessionelle Nasentamponade, bei der die Nasenschleimhaut wesentlich verletzt wird.
Chronische Erkrankungen. Chronische indolente Infektionsprozesse oder Autoimmunkrankheiten in der Nasenhöhle können diese pathologischen Zustände verursachen, insbesondere wenn es lange dauert, bis der Patient einen HNO-Arzt aufsucht.
Ätiologie der Synechien der Nasenhöhle
Ihre wichtigsten Ursachen sind:
postoperative Komplikationen
Schädigungen der Schleimhaut
Autoimmunerkrankungen
Ätiologie der erworbenen Choanalatresie
Die häufigsten Ursachen für erworbene Choanalatresie sind:
massive Verletzungen des Gesichtsschädels
Verbrennungen der oberen Atemwege
längere Liegedauer einer nasogastralen Magensonde
autoimmune Prozesse
Ätiologie posttraumatischer Veränderungen der äußeren Nase
Posttraumatische Veränderungen der äußeren Nase kommen durch mechanische Einwirkung unterschiedlicher Kraft und Richtung (Schlag, Sturz) auf den Gesichtsschädel zustande.
Eine dauerhafte Veränderung der Nasenform entsteht, wenn nach der mechanischen Verletzung keine Nasenknochenreposition erfolgte (zu spät für den Eingriff, der Patient war dagegen bzw. Bestehen von Gegenanzeigen).
Symptome
Typisch für Synechien der Nasenhöhle sind:
gestörte Nasenatmung und Geruchsverlust
Trockenheit und Krustenbildung
häufige Sinusitis
Schnarchen
Symptome der erworbenen Choanalatresie:
Atembeschwerden unterschiedlichen Ausmaßes
Schleimabsonderung
Anosmie (Geruchsverlust)
Rhinolalie (nasal klingende Stimme)
Beschwerden bei posttraumatischen Verformungen der äußeren Nase:
die Nasenform wird als kosmetisch störend empfunden
Beeinträchtigung der Nasenatmung
Diagnostik der posttraumatischen Veränderungen der Nase
Für eine Diagnosepräzisierung bei dieser Gruppe von Pathologien reicht eine ausführliche Anamnese sowie routinemäßige Untersuchung (Rhinoskopie) aus.
Ggf. erfolgen Endoskopie der Nasenhöhle sowie Gesichtsschädel-CT.
Behandlung der posttraumatischen Veränderungen der Nase
Therapie der Nasensynechien
Synechien der Nasenhöhle werden in unterschiedlichen Verfahren getrennt, abhängig von den vorhandenen Geräten im Krankenhaus sowie von der Wahl des Arztes. Es kommen Ultraschall, Laser, Elektrokauter, Skalpel sowie Schere zum Einsatz.
Nach dem chirurgischen Eingriff ist eine Prophylaxe erneuter Komissuren notwendig. Dazu werden Nasenschienen (Silikon-Splints) für die Zeit der Abheilung an das Nasenseptum befestigt sowie kommt Tamponade mit hämostatischem Schwamm zur Blutstillung zum Einsatz.
Postoperativ ist die Nasenhöhle gründlich zu pflegen. Die entstehenden Krusten werden ganz schonend entfernt und mit Salbe getränkte Gazestreifen für einer schnellere Abheilung in die Nase eingeführt.
Therapie der erworbenen Choanalatresie
Erworbene Choanalatresie wird unter endoskopischer Kontrolle beseitigt. Pathologisches Gewebe wird exzidiert und wenn möglich regelrechte Nasenanatomie wiederhergestellt. Zur Prophylaxe narbiger Verengungen ist das Einlegen von Kunststoffröhrchen entsprechend der Chonanengröße bis zur vollständigen Abheilung (3 bis 4 Wochen) notwendig.
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Therapie der posttraumatischen Verformungen der äußeren Nase
Abhängig vom Grad der Verletzung erfolgt bei posttraumatischen Verformungen der äußeren Nase eine Rhinoplastik bzw. Septorhinoplastik.
3D-Animation: Offene Rhinoplastik
FAQ
1. Was sind die häufigsten posttraumatischen Veränderungen der Nase und worin bestehen sie?
Zu den wichtigsten posttraumatischen Veränderungen zählen drei Krankheitsbilder. Synechien sind narbige Verwachsungen (Narbenstränge) zwischen dem Nasenseptum und den Muscheln. Bei der erworbenen Choanalatresie handelt es sich um kompletten oder partiellen Verschluss der hinteren Abschnitte der Nasenhaupthöhle mit Binde- oder Knorpelgewebe. Unter posttraumatischen Verformungen der äußeren Nase versteht man dauerhafte Veränderungen im knorpeligen bzw. knöchernen Abschnitt des Nasenskeletts (z. B, sattelförmige oder skoliotische Verformungen).
2. Was sind die allgemeinen Ursachen für diese Zustände?
Am häufigsten sind es mechanische Traumata (Schläge, Stürze, Autounfälle), die unmittelbare und Spätfolgen haben können. Der zweitwichtigste Grund sind iatrogene Faktoren d. h. Komplikationen nach chirurgischen Eingriffen in der Nase. Seltener werden diese Veränderungen durch chronische oder autoimmune Erkrankungen wie ANCA-assoziierte Vaskulitis ausgelöst.
3. Wie unterscheiden sich die klinischen Symptome je nach Art der posttraumatischen Veränderung?
Die Klinik ist für jedes Krankheitsbild spezifisch. Synechien imponieren durch einseitige Beeinträchtigung der Nasenatmung, Trockenheit, Krustenbildung und rezidivierende Sinusitis. Bei Choanalatresie kommen außer Atembeschwerden Rhinolalie (geschlossene Form) und dickflüssiger Schleim hinzu. Verformungen der äußeren Nase werden in erster Linie als kosmetisch störend empfunden und gehen außerdem mit einer gestörten Nasenatmung einher.
4. Welche Verfahren kommen zur Diagnosesicherung zum Einsatz?
Der wichtigste Schritt ist die Erhebung der Anamnese, in der Hinweise auf eine Verletzung oder Operation enthalten sind, sowie eine standardmäßige HNO-Untersuchung — die Rhinoskopie. Für eine detaillierte Beurteilung des Ausmaßes von Synechien oder Atresie sowie für die Planung chirurgischer Eingriffe bei Verformungen werden eine Nasenhöhlenendoskopie und ein Gesichtsschädel-CT durchgeführt.
5. Was sind die Therapieansätze für jede Form der posttraumatischen Veränderungen der Nase?
Bei allen Formen werden ausschließlich chirurgische Maßnahmen angewendet. Synechien werden mit Laser, Elektrokauter oder konventionellen Werkzeugen durchtrennt. Bei Choanalatresie besteht die Therapie in der endoskopischen Exzision der Atresieplatte. Posttraumatische Verformungen der äußeren Nase werden durch Rhinoplatik bzw. Septorhinoplastik verbessert, bei der sowohl die Form, als auch die Funktion der Nase wiederhergestellt werden.
6. Wie kann ein Wiederauftreten von Synechien nach ihrer chirurgischen Dissektion verhindert werden?
Die Vorbeugung von Rückfällen ist ein wichtiger Teil der Therapie. Gleich nach dem Durchtrennen der Verwachsungen werden spezielle Nasenschienen (Silikon-Splints) für die Zeit der Abheilung eingesetzt, um die heilenden Schleimhautflächen mechanisch voneinander zu trennen. Wichtig ist, die Nase postoperativ gründlich und schonend zu pflegen.
Verweise
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