Unspezifische Vaginitis: Klinik, Diagnostik, Therapie
Die unspezifische Vaginitis stellt eine Entzündung der Vaginalschleimhaut dar, die durch eine opportunistische Vaginalflora verursacht wird.
Unter den ätiologischen Ursachen der unspezifischen Vaginitis nimmt Escherichia coli einen besonderen Platz ein, und schlechte oder unsachgemäße Hygiene gilt als ein ätiologischer Faktor. Bei Patientinnen mit Hypoöstrogenämie wird häufig eine Vaginitis in Verbindung mit einer Streptokokkeninfektion diagnostiziert.
Die Beschwerden und die klinischen Symptome einer unspezifischen Vaginitis sind unabhängig von der Ätiologie ähnlich.
Risikofaktoren
Zu den Risikofaktoren zählen Vaginalsprays, Baden (insbesondere Schaumbäder), die Verwendung von rezeptfreien Produkten zur intravaginalen Hygiene, mehrere Sexualpartner, Intrauterinpessare und das Vorliegen anderer sexuell übertragbarer Krankheiten. Die erhöhte Prävalenz steht im Zusammenhang mit Zigarettenrauchen, Adipositas, Einsamkeit, früheren Schwangerschaften und erfolgten Schwangerschaftsabbrüchen.
Symptome
Reichlich Vaginalsekret, grau oder gelb, Dyspareunie, Dysurie. Vaginaler Juckreiz und Rötungen können vorhanden sein. Brennen, Schmerzen oder vaginale Blutungen sind selten. Bei der Spekulumuntersuchung ist eine hyperämische Scheidenschleimhaut erkennbar. Das Vaginalsekret hat keinen spezifischen Geruch.

Diagnostik
- Vaginalzytologie
Vaginalzytologie: die 10-fache Vergrößerung (10X) dient zur Beurteilung von anwesenden Zelltypen (Basal-, Parabasal-, Intermediär- und Superfizialzellen) sowie für den Nachweis von Pilzen und Pseudohyphen. Eine 40-fache Vergrößerung (40X) wird für die quantitative Bestimmung von Organismen und Zellen pro Gesichtsfeld eingesetzt. Bei unspezifischer Vaginitis sinkt die Lactobacilluss-Anzahl, während die Anzahl der Kokken zunimmt. Sie zeichnen sich durch eine langgestreckte, stäbchenförmige Gestalt aus. Trichomonas vaginalis gehört zu Flagellaten (d.h. „begeißelt“), etwas größer als Leukozyten. Hefezellen sind in ihrer Größe den Erythrozyten ähnlich. Pseudohyphen sind fadenförmig miteinander verbundene Pilzzellen.
- Behandlung mit 10 % KOH (Amingeruch)
Eine separate Probe des Vaginalsekrets wird für die Behandlung mit 10 % KOH verwendet. Durch die vielen Anaerobier (G. vaginalis, Mobiluncus usw.) wird auch eine größere Menge an Aminen produziert. Eine Aminfreisetzung durch KOH verursacht den typischen „fischigen“ Geruch, der von einer bakteriellen Vaginose zeugt.
- DNA-Methoden (molekulare Diagnoseverfahren)
DNA-Methoden stellen hochsensitive Diagnoseverfahren dar. Damit lassen sich G. vaginalis, Candida, Trichomonas vaginalis, Сhlamydia, Neisseria gonorrhoeae, Prevotella-Arten, Mobiluncus-Arten, A. vaginae, E. coli., Streptococcus spp., Staphylococcus spp. u.a. nachweisen. Es können auch verschiedene Lactobacillus-Arten (L. crispatus und L. jensenii, L. gasseri) nachgewiesen werden. Bei einer unspezifischen Form werden keine spezifischen Erreger nachgewiesen.
- pH-Tests
Ein pH-Test erfolgt mit einem Teststreifen, der direkt in die Vagina entlang der Seitenwand eingeführt wird. Für diese Vaginitisform ist ein pH-Wert über 4,5 typisch. Zervixschleim, Sperma und Blut können einen erhöhten pH-Wert der Vagina vortäuschen.
- Gram-Färbung (Nugent-Score)
Mikroskopische Untersuchung des Vaginalabstrichs mit Gram-Färbung und Bewertung nach Nugent-Score.
Eine Zellkultur spielt bei der Beurteilung der Vaginitis nur eine begrenzte Rolle, ist jedoch bei Vaginitis-Formen, die gegenüber einer Standardbehandlung resistent sind, zur Bestimmung der Antibiotikaempfindlichkeit erforderlich.
Behandlung der unspezifischen Vaginitis
Empfohlen für Frauen, die Beschwerden aufweisen. Therapieschemata:
- Metronidazol 500 mg oral.
- Metronidazol Gel 0,75 %, ein Applikator vaginal.
- Clindamycin Creme 2 %, ein Applikator intravaginal.
- Clindamicyn 100 mg Vaginalzäpfchen.
Therapie in der Schwangerschaft
Alle Frauen, die Symptome aufweisen, sollten therapiert werden, da dieses Krankheitsbild mit negativen Schwangerschaftsfolgen wie vorzeitigem Blasensprung, vorzeitigen Wehen, intraamniotischen Infektionen und postpartaler Endometritis verbunden ist. Orales Metronidazol ist während der Schwangerschaft wirksam. Es wurde kein signifikanter Unterschied in der Therapieeffizienz mit der oralen Form von Metronidazol gegenüber der vaginalen Form festgestellt. Moderne Studien belegen eine hohe Sicherheit und Wirksamkeit von Clindamycin bei Schwangeren.
FAQ
1. Was ist eine unspezifische Vaginitis?
2. Was sind die Hauptursachen für unspezifische Vaginitis?
3. Welche Symptome können bei unspezifischer Vaginitis auftreten?
4. Wie wird die unspezifische Vaginitis diagnostiziert?
5. Wie wird die unspezifische Vaginitis behandelt?
6. Sollte die unspezifische Vaginitis in der Schwangerschaft behandelt werden?
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