Normale Schwangerschaft (Einlingsschwangerschaft): Betreuung, notwendige Untersuchungen, Risikofaktoren

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Als physiologische oder normale Schwangerschaft bezeichnet man eine Schwangerschaft mit einem Fetus (Einlingsschwangerschaft) ohne genetische Anomalien, der auf natürlichem Wege gezeugt wurde (d. h. durch natürliche Empfängnis, auch spontane Konzeption genannt).

Der errechnete Geburtstermin, kurz EGT, wird zunächst durch Addition von 280 Tagen zum ersten Tag der letzten Regelblutung ermittelt. Diese Methode ist jedoch nicht immer genau, da sich nur 50 % der Patientinnen an das genaue Datum ihrer letzten Menstruation erinnern können und einige Frauen unregelmäßige Menstruationszyklen haben. Zur Bestimmung des Gestationsalters können der Wert der hCG-Konzentration (humanes Choriongonadotropin) im Blut der Schwangeren und die Sonographie eingesetzt werden.

3D-Modell einer Einlingsschwangerschaft:

Untersuchungsmethoden bei normaler Schwangerschaft

Bei der Erstuntersuchung sollten Patientinnen, bei denen eine Schwangerschaft bestätigt wurde, zur Durchführung einer Reihe von Laboruntersuchungen überwiesen werden. Patientinnen mit Risikofaktoren können bei Bedarf zusätzliche Laboruntersuchungen angeboten werden.

Allgemeine klinische Untersuchungen

  • Blutgruppenbestimmung
  • Antikörpersuchtest
  • Blutbildbestimmung
  • Allgemeine Urinuntersuchung, Urinkultur

Infektionsscreening in der Schwangerschaft

  • Gonorrhö
  • Chlamydien
  • Syphilis
  • Humanes Immundefizienz-Virus (HIV)
  • Hepatitis-B-Virus
  • Hepatitis-C-Virus
  • Röteln
  • Windpocken
  • Humanes Papillomvirus (HPV): bei einem pathologischen Gebärmutterhals-Screening in der Anamnese der Patientin
  • Herpes-simplex-Virus (HSV)
  • Asymptomatische Bakteriurie
  • Tuberkulose
  • Streptokokken der Gruppe B (Gruppe-B-Streptokokken bzw. GBS): Hauptursache für schwere neonatale Infektionen (z. B. Sepsis, Meningitis, Lungenentzündung) in den ersten 7 Lebenstagen; ein antenatales Screening wird allen Schwangeren zwischen 36+0/7 und 37+6/7 Schwangerschaftswochen (SSW) empfohlen

Um pathologische Zustände zu diagnostizieren, wird eine Reihe zusätzlicher Untersuchungen durchgeführt:

  • zytologische Untersuchung des Gebärmutterhalses in Kombination mit einem HPV-DNA-Test: Gebärmutterhalskrebs-Screening
  • Risikobewertung für Präeklampsie: vollständiges metabolisches Panel
  • Risikobewertung für Präeklampsie: Protein-/Kreatinin-Quotient im Urin
  • Risikobewertung für Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes mellitus): oraler Glukosetoleranztest mit 75 g Glukose
  • Diagnostik des Prägestationsdiabetes: HbA1c (Hämoglobin-A1c-Wert)
  • Thyreoidea-stimulierendes Hormon: Beurteilung von Schilddrüsenerkrankungen

Erste Ultraschalluntersuchung (Sonographie)

Die erste Ultraschalluntersuchung ist im ersten Trimester obligatorisch, um das Gestationsalter und den errechneten Geburtstermin zu bestimmen bzw. zu bestätigen sowie den Herzschlag des Fetus nachzuweisen.

Weitere Indikationen für eine Sonographie:

  • Abklärung von Ursachen vaginaler Blutungen
  • Nachweis der intrauterinen Lage des Embryos
  • Feststellung und Verlaufskontrolle einer Mehrlingsschwangerschaft
  • Nachweis von Uterusanomalien oder sonstigen Pathologien des Beckens

Patientinnen mit Beschwerden wie Blutungen oder Schmerzen sollten bei der Vorstellung in der Klinik umgehend zu einer Ultraschalluntersuchung überwiesen werden.

Genetisches Screening

Der Test auf Aneuploidien ist eine obligatorische pränatale Untersuchung, unabhängig von Risikofaktoren und mütterlichem Alter. Modernes Aneuploidie-Screening basiert auf zellfreier DNA (cfDNA) und untersucht die gesamte zellfreie DNA der Chromosomen 21, 18, 13 und X im mütterlichen Blut. Dieser Test kann ab der 10. SSW durchgeführt werden.

Er bestimmt die Wahrscheinlichkeit folgender fetaler Chromosomenstörungen:

  • Als Trisomie 21 bezeichnet man das Vorhandensein von drei Kopien des Chromosoms 21 in allen Körperzellen. Dies ist die häufigste Ursache für das Down-Syndrom, das eine genetisch bedingte Erkrankung darstellt.
  • Als Trisomie 18 bezeichnet man das Vorhandensein von drei Kopien des Chromosoms 18 in allen Körperzellen. Diese Störung ist als Edwards-Syndrom bekannt.
  • Als Trisomie 13 bezeichnet man das Vorhandensein von drei Kopien des Chromosoms 13 in allen Körperzellen. Diese Störung wird auch als Pätau-Syndrom bezeichnet.
  • Eine Monosomie X ist das Vorhandensein von nur einer Kopie des X-Chromosoms und wird als Turner-Syndrom bezeichnet.

Es ist wichtig zu erwähnen, dass dieser Test nur die Wahrscheinlichkeit einer Aneuploidie bestimmt. Für eine sichere Diagnose muss eine Chorionzottenbiopsie oder eine Fruchtwasseruntersuchung (Amniozentese) durchgeführt werden.

Zusätzlich zu den Tests auf Aneuploidien wird die Konzentration von Alpha-Fetoprotein (AFP) im mütterlichen Serum bestimmt. Dieser Test dient dem Screening auf Neuralrohrdefekte und wird zwischen der 15. und 22. SSW durchgeführt. Dieser Test gehört jedoch nicht zum Ersttrimester-Screening.

Es ist auch möglich, vor der Schwangerschaft einen Gentest durchführen zu lassen, ohne ihn später wiederholen zu müssen. Zu den Gentests gehört die Diagnostik von Hämoglobinopathien, das Screening auf Mukoviszidose (zystische Fibrose, CF) und spinale Muskelatrophie (SMA).

Gibt es in der Verwandtschaft der Patientin Fälle von genetischen Anomalien, so sollte diese Patientin einem erweiterten genetischen Screening unterzogen werden.

Beurteilung von Risikofaktoren

Bei der Erstuntersuchung sollte der Arzt das Vorhandensein bestimmter Risikofaktoren beurteilen, um die Entwicklung von Schwangerschaftskomplikationen zu verhindern.

  1. Präeklampsie

Präeklampsie zählt zu den häufigsten Ursachen für Morbidität und Sterblichkeit bei Müttern. Eine frühzeitige Untersuchung kann ein vollständiges metabolisches Panel und einen Test des Protein-/Kreatinin-Quotienten im Urin bei Patientinnen mit einer Haupterkrankung der Leber oder Nieren umfassen.

Hochrisikofaktoren

  • Präeklampsie in der Anamnese
  • Mehrlingsschwangerschaft
  • Chronische arterielle Hypertonie
  • Prägestationsdiabetes Typ 1 oder Typ 2
  • Nierenerkrankungen
  • Autoimmunkrankheit (z. B. Antiphospholipid-Syndrom, systemischer Lupus erythematodes)

Mäßige Risikofaktoren

  • Adipositas (Body-Mass-Index > 30)
  • Präeklampsie in der Familienanamnese
  • Einwohnerinnen Afrikas (eher aufgrund sozialer als biologischer Faktoren)
  • Geringes Einkommen
  • Alter über 35 Jahre
  • In-vitro-Befruchtung
  • Persönliche Risikofaktoren

Patientinnen mit einem oder mehreren hohen Risikofaktoren oder zwei oder mehreren mäßigen Risikofaktoren sollten niedrig dosiertes Aspirin einnehmen und die Therapie zwischen der 12. und 28. SSW (optimal mit Beginn vor der 16. SSW) beginnen.

  1. Diabetes mellitus

Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes mellitus bzw. GDM) tritt bei 4 % aller Schwangeren auf. Risikofaktoren:

  • vorangegangene Schwangerschaft mit GDM
  • Übergewicht oder Adipositas
  • Diabetes mellitus in der Familienanamnese
  • Patientinnen afroamerikanischer, lateinamerikanischer, indianischer, alaskischer, hawaiischer oder pazifischer ethnischer Herkunft
  • Patientinnen unter antiretroviraler Therapie

Ein frühzeitiges Screening auf Gestationsdiabetes mellitus ist bei Patientinnen mit mehreren Risikofaktoren für GDM angezeigt. Das Frühscreening wird in der 14. bis 20. SSW durchgeführt, im Gegensatz zur Standarddiagnostik in der 24. bis 28. SSW.

  1. Frühgeburt

Frühgeburten treten in 1 von 10 Fällen auf und sind die Hauptursache für perinatale Morbidität und Sterblichkeit.

Risikofaktoren:

  • Frühgeburt in der Vorgeschichte
  • Mehrlingsschwangerschaft
  • Entwicklung einer isthmozervikalen Insuffizienz
  1. Depressionsscreening

Das Screening auf Depression bei Patientinnen erfolgt bei der Erstvorstellung, in der 28. SSW und im Wochenbett. Empfohlen wird ein Screening mit der Edinburgh-Postnatal-Depressions-Skala (EPDS-Fragebogen). Darüber hinaus werden das Patient Health Screening und der Gesundheitsfragebogen für Patienten (PHQ-9) verwendet.

  1. Substanzkonsum

Der Konsum von Alkohol, Zigaretten, Cannabis, Drogen oder teratogenen Medikamenten ist weit verbreitet und kann mit der Entwicklung von Nebenwirkungen in Verbindung gebracht werden.

  1. Bewertung der Immunisierung

Alle schwangeren und stillenden Frauen sollten gemäß dem Impfkalender ihres Landes geimpft werden. Impfungen verringern zuverlässig das Krankheitsrisiko während der Schwangerschaft. Keuchhusten- und Grippeimpfungen werden während jeder Schwangerschaft durchgeführt.

  1. Beckenbodenmuskelfunktion

In der Frühschwangerschaft sollte eine kurze Beurteilung der Beckenbodenmuskulatur durch Abtasten erfolgen, gefolgt von einer Anleitung zur angemessenen Muskelkontraktion ohne Aktivierung von Kompensationsmustern (z. B. Aktivierung der Gesäß- oder Adduktorenmuskeln).

Regelmäßige Betreuung während der Schwangerschaft

Die Häufigkeit der Arztbesuche wird individuell festgelegt. In der Regel wird eine Patientin mit einer unkomplizierten Erstschwangerschaft bis zur 28. SSW alle 4 Wochen untersucht, danach alle 2 Wochen von der 28. bis zur 36. SSW, und dann jede Woche bis zur Geburt.

Bei jedem Termin sollte der Arzt die allgemeinen Blut- und Urinuntersuchungen, die Blutdruckwerte, das Gewicht der Patientin, die Höhe des Uterusfundus zur Beurteilung des fetalen Wachstumsfortschritts sowie das Vorhandensein von Herzaktivität und fetalen Bewegungen im entsprechenden Gestationsalter beurteilen.

Sonographie des Fetus zur Beurteilung der Anatomie im 2. und 3. Trimester

Dieses Untersuchungsverfahren wird zur Beurteilung des Wachstums und der Anatomie des Fetus und zur Erkennung fetaler Anomalien eingesetzt. Ultraschall wird als genaue Methode zur Bestimmung folgender Aspekte empfohlen:

  • Gestationsalter
  • Anzahl der Feten
  • Lebensfähigkeit des Embryos
  • anatomische Untersuchung
  • Lage der Plazenta
  • Fruchtwassermenge
  • Beurteilung der Beckenorgane

Optimaler Zeitpunkt für eine Ultraschalluntersuchung der fetalen Anatomie:

  • zwischen der 18. und 22. SSW im zweiten Trimester
  • zwischen der 32. und 35. SSW im dritten Trimester

Die Erkennung fetaler Fehlbildungen verringert die perinatale Sterblichkeit und Morbidität sowie die mütterliche Morbidität erheblich. Die Pränataldiagnostik ermöglicht einen psychologisch weniger traumatischen und früheren medikamentösen Schwangerschaftsabbruch für Patientinnen mit bestehenden medizinischen Indikationen für einen Schwangerschaftsabbruch.

Management der Geburt bei Einlingsschwangerschaften

Der Geburtsbeginn wird nach der 24. SSW als regelmäßige und schmerzhafte Gebärmutterkontraktionen definiert, die zu einer Erweiterung und Ausdünnung des Gebärmutterhalses führen.

Als erste Phase der Entbindung wird der Zeitraum zwischen dem Geburtsbeginn und der vollständigen Öffnung (mit einem Durchmesser von 10 cm) des Gebärmutterhalses bezeichnet. Die erste Phase wird in zwei Abschnitte unterteilt:

  • Die Latenzphase der Geburt ist durch eine allmähliche und relativ langsame Erweiterung des Gebärmutterhalses gekennzeichnet, die mit dem Einsetzen regelmäßiger Gebärmutterkontraktionen beginnt und mit der vollständigen Ausdünnung des Gebärmutterhalses endet.
  • Die Aktivphase dauert bis zur vollständigen Öffnung des Gebärmutterhalses, die den Beginn der zweiten Phase darstellt.

Die zweite Phase der Geburt endet mit der Entbindung des Babys.

Die dritte Phase der Geburt ist der Zeitraum zwischen der Entbindung des Babys und der Geburt der Plazenta.

Ablauf der fetalen Bewegungen beim Durchgang durch das Becken bei der vorderen Hinterhauptslage

  1. Tiefertreten und Beugung des Kopfes: Der Eingang in das kleine Becken ist queroval (d. h. der kindliche Kopf tritt mit quer verlaufender Pfeilnaht durch den querovalen Beckeneingang), wobei das Kinn gegen die Brust gedrückt wird (Beugung des Kopfes).
  2. Innere Drehung in vorderer Hinterhauptsrichtung: Diese Rotation erfolgt auf Höhe der Sitzbeinstacheln (Spinae ischiadicae) mit längs verlaufender Pfeilnaht und dem Befestigungsspunkt unter der Schambeinfuge (Symphysis pubica).
  3. Die Streckung des Kopfes erfolgt beim Austritt aus dem Becken.
  4. Äußere Drehung: Die Schultern drehen sich, wenn sie die Levatorenmuskeln erreichen, bis der biakromiale Durchmesser in anteroposteriorer Richtung erreicht ist.
  5. Geburt der vorderen Schulter: Diese erfolgt durch eine seitliche Beugung des kindlichen Körpers nach hinten.
  6. Geburt der hinteren Schulter: Sie erfolgt durch eine seitliche Beugung des kindlichen Körpers nach vorne, gefolgt vom Rest des Körpers.

Bei der hinteren Hinterhauptslage benötigt der Fetus eine zusätzliche Beugung des Kopfes nach der inneren Drehung des Kopfes.

Betreuung der ersten Geburtsphase

Die Überwachung der ersten Geburtsphase wird in einem Partogramm festgehalten:

  • gründliche Anamneseerhebung und Auswertung des Schwangerschaftsverlaufs
  • Bauchpalpation zur Bestimmung der Lage und der Einstellung, Aufzeichnung der Häufigkeit und Dauer der Wehen alle 30 Minuten
  • Beurteilung des fetalen Zustands: Herzfrequenz und Farbe/Menge des abgegangenen Fruchtwassers; alle 30 Minuten oder ständig mit einem CTG
  • Beurteilung des mütterlichen Zustands: Messung der Herzfrequenz jede Stunde, des Blutdrucks und der Körpertemperatur alle 4 Stunden; allgemeine Urinuntersuchung mit Bestimmung von Ketonkörpern und Proteinen alle 4 Stunden; Analgesie indikationsbezogen
  • Beurteilung des vaginalen Status: Dynamik der Zervixeröffnung, Prüfung der Lage des kindlichen Kopfes alle 4 Stunden oder bei Änderung der geburtshilflichen Situation
  • Amniotomie indikationsbezogen mit einer erneuten Überprüfung nach 2 Stunden

Betreuung der zweiten Geburtsphase

Die Entbindung sollte bei Erstgebärenden innerhalb einer Stunde nach Beginn der aktiven Pressphase und bei Mehrgebärenden innerhalb von 40 Minuten erfolgen. Die Überwachung des fetalen Zustands erfolgt ständig mit einem CTG. Während dieser Phase erfolgt eine kontinuierliche klinische Überwachung des Allgemeinzustands der Patientin:

  • Bewusstsein
  • Haut- und Schleimhautfarbe
  • Puls und Blutdruck

Die Frau kann verschiedene Gebärpositionen wählen:

  • im Sitzen
  • im Vierfüßlerstand oder vertikal
  • in Rückenlage

Beim Durchtritt des Kopfes kommt es zur Dehnung von Damm und Anus. Die Aufgabe der Hebamme besteht in dieser Phase darin, eine vorzeitige Streckung des kindlichen Kopfes zu verhindern sowie die Geschwindigkeit der Geburt zu kontrollieren. Dazu übt die Hebamme mit vier Fingern einer Hand einen leichten Gegendruck auf den fetalen Kopf aus. Bei Drohung eines Dammrisses ist eine Episiotomie bzw. Perineotomie indiziert, jedoch sollten diese Eingriffe nicht routinemäßig durchgeführt werden.

Der Kopf wird außerhalb der Presswehen nach außen geführt, um das Risiko eines Dammrisses zu verringern. Falls die Schultern nicht spontan geboren werden, wird der Kopf vorsichtig nach unten gezogen, um die vordere Schulter zu befreien. Anschließend wird der Kopf mit der anderen Hand nach vorne angehoben und dann wird der Damm von der hinteren Schulter hinabgeführt, um Dammverletzungen zu vermeiden.

Ist dieses Verfahren unwirksam, wird ein Manöver zur Behebung der Schulterdystokie eingesetzt. Nach der Geburt wird die Nabelschnur zweifach abgeklemmt und durchtrennt. Eine verzögerte Abklemmung (2–3 Minuten) führt zu einem Anstieg des Hämatokrits beim Neugeborenen. Der Zustand des Kindes wird 1, 5 und 10 Minuten postpartal nach dem Apgar-Score beurteilt.

Falls die Geburt innerhalb von 1 Stunde aktiver Pressphase nicht erfolgt, sollte ein operativer Eingriff erwogen werden. Mögliche Maßnahmen sind Vakuumextraktion und Sectio caesarea.

Für die Durchführung einer Vakuumextraktion müssen folgende Bedingungen erfüllt sein:

  1. Lebender Fetus
  2. Vollständig eröffneter Muttermund
  3. Fehlen der Fruchtblase
  4. Angemessenes Verhältnis zwischen mütterlichem Becken und kindlichem Kopf
  5. Lage des kindlichen Kopfes im breiten bzw. engen Abschnitt der Beckenhöhle oder am Beckenausgang
  6. Hinterhaupts- oder Vorderhauptseinstellung
  7. Aktive Beteiligung der Gebärenden
  8. Informierte Einwilligung der Gebärenden

Betreuung der dritten Geburtsphase

Die dritte Geburtsphase, auch Nachgeburtsphase genannt, beginnt mit der Geburt des Kindes und endet mit der Geburt von Plazenta, Eihäuten und Nabelschnur. Die Abstoßung erfolgt durch schwächere, weniger schmerzhafte Wehen. Die Gebärmutter verkleinert sich deutlich, der Fundus steht auf Nabelhöhe und nimmt eine rundliche Form an.

Bevor die Frau zum Pressen aufgefordert wird, führt die Hebamme einen kontrollierten Zug an der Nabelschnur durch, während sie gleichzeitig den Uterusfundus mit der linken Hand unterstützt. Die Nabelschnur sollte sich leicht lösen und verlängern. Bei verzögerter Plazentalösung können manuelle Lösungsmethoden eingesetzt werden.

Die dritte Phase dauert im Durchschnitt bis zu 30 Minuten unabhängig von der Geburtenanzahl der Frau. Bei ausbleibender Plazentalösung wird eine manuelle Plazentalösung mit Anästhesie durchgeführt. Der Arzt führt eine Hand in die Gebärmutterhöhle ein, lokalisiert den Plazentarand und löst die Plazenta mit sägeartigen Bewegungen von der Uteruswand. Anschließend wird die Plazenta durch Zug an der Nabelschnur entfernt. Es wird eine Kontrolluntersuchung der Gebärmutter durchgeführt.

Bei physiologischem Entbindungsverlauf beträgt der Blutverlust maximal 250 ml (0,5 % des Körpergewichts der Frau). Ein höherer Blutverlust ist pathologisch und erfordert eine ursachenspezifische Blutstillung.

Als Hauptursachen postpartaler Blutungen definiert man die sogenannten „4 Ts“:

  • Tonus (Uterusatonie): mangelnde Uteruskontraktion
  • Tissue (Plazenta): Plazentaretention
  • Trauma (Verletzung): Verletzung des Geburtskanals
  • Thrombin (Koagulopathie): Gerinnungsstörungen

Unabhängig vom Blutverlust sind folgende Standardmaßnahmen nach Plazentageburt erforderlich: Untersuchung des Geburtskanals, Überprüfung der Plazenta und Eihäute auf Vollständigkeit, Puls- und Blutdruckmessung. Bei Blutungen werden manuelle Untersuchung der Gebärmutterhöhle, vaginale Untersuchung und zusätzlich Auskultation der Lunge durchgeführt.

Zu den Hauptursachen für späte postpartale Blutungen (nach 24 Stunden) gehören folgende Faktoren:

  • Reste von Plazentagewebe
  • Subinvolution des Uterus (verzögerte Rückbildung der Gebärmutter)
  • postpartale Infektionen
  • angeborene Gerinnungsstörungen

FAQ

1. Was bedeutet eine normale Schwangerschaft?

Eine normale Schwangerschaft ist ein physiologischer Zustand, in dem sich in der Gebärmutter ein einzelner Fetus ohne Komplikationen für Mutter und Fetus entwickelt. Sie dauert 280 Tage, vom ersten Tag der letzten Menstruation an gerechnet, wobei dies nur ein ungefähres Datum ist und leicht variieren kann.

2. Ist eine normale Schwangerschaft bei einem niedrigen hCG-Wert zu erwarten?

Ein niedriger hCG-Spiegel in der Frühschwangerschaft deutet nicht immer auf ein Problem hin. Er kann auf einen späten Eisprung oder eine falsche Berechnung des Geburtstermins hinweisen. Es ist wichtig, die Wachstumsdynamik zu überwachen, denn in der Frühschwangerschaft sollte sich das hCG alle 48–72 Stunden verdoppeln.

3. Welche Untersuchungen sind bei einer normalen Schwangerschaft erforderlich?

Bei einer normalen Schwangerschaft sind grundlegende Untersuchungen wie eine allgemeine Blut- und Urinuntersuchung sowie ein Screening auf Infektionskrankheiten wie Gonorrhö, Chlamydien, HIV und Hepatitis erforderlich. Wichtig sind auch eine Ultraschalluntersuchung und ein Gentest, um Aneuploidien und andere Störungen festzustellen.

4. Kann eine Frau nach einer biochemischen Schwangerschaft wieder schwanger werden?

Ja, es ist möglich, nach einer biochemischen Schwangerschaft wieder schwanger zu werden. Allerdings ist es notwendig, einen Arzt aufzusuchen, der weitere diagnostische Methoden empfiehlt.

5. Wie verläuft eine normale Schwangerschaft nach einer ektopen Schwangerschaft?

Nach einer ektopen Schwangerschaft (Eileiterschwangerschaft, Extrauteringravidität, kurz EUG) kann eine Frau wieder schwanger werden, aber sie muss sich gründlich untersuchen lassen, um eine infektiöse oder anatomische Ursache auszuschließen.

6. Wie lange dauert eine normale Schwangerschaft?

In der Regel dauert eine normale Schwangerschaft 40 Wochen oder etwa 9 Monate, aber es kann zu Abweichungen davon kommen, und die Geburt kann zwischen der 37. und 41. Schwangerschaftswoche einsetzen. Das ist ganz normal, wenn keine Komplikationen vorliegen.

7. Welche Empfehlungen gibt es für die Betreuung einer normalen Schwangerschaft?

Zur Aufrechterhaltung einer normalen Schwangerschaft ist es wichtig, sich regelmäßig ärztlich untersuchen zu lassen, den Blutdruck zu kontrollieren und die Gewichtszunahme in der Schwangerschaft sowie das Vorliegen von Schwellungen zu überprüfen. Durch Ultraschalluntersuchungen kann die Entwicklung des Fetus überwacht werden. Eine gesunde Ernährung und regelmäßige körperliche Aktivität sorgen für die Gesundheit der Mutter.

Liste der Quellen

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