Diaskopie in der Dermatologie: Wirkmechanismus, Untersuchungstechnik und Differentialdiagnose von Hautläsionen

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Die Diaskopie ist eine einfache, aber informative Technik zur Diagnose von dermatologischen Erkrankungen, bei der Hautveränderungen mittels Druck untersucht werden. Dieses Verfahren findet aufgrund seiner hohen diagnostischen Wirksamkeit und Verfügbarkeit auch heute noch Anwendung. Die Diaskopie wurde erstmals Ende des 19. Jahrhunderts beschrieben und wird bis heute in der Dermatologie eingesetzt.

3D-Animation — Diaskopie

Funktionsprinzip

Bei der Diaskopie wird mithilfe eines Glas- oder Kunststoffspatels ein gleichmäßiger Druck auf die Hautoberfläche ausgeübt. Zu diesem Zweck können auch ein Diaskop mit Lichtquelle oder ein Dermatoskop verwendet werden. Die Methode basiert auf der optischen Aufhellung der Epidermis unter Druck, wodurch die Beschaffenheit morphologischer Elemente visuell präzisiert wird, u. zw.:

  • Unterschied zwischen hämorrhagischen (Einblutungen) und erythematösen (entzündlichen) Läsionen.
  • Erkennen versteckter Pigmentierungen.
  • Beurteilung der Gefäßstrukturen.

Schrittweise Verfahrenstechnik

Die Diaskopie beinhaltet folgende Etappen:

  1. Vorbereitung: Der zu untersuchende Hautbereich wird gereinigt.
  2. Durchführung: Der Glasspatel wird fest auf den zu untersuchenden Bereich gedrückt, um eine Anämisierung der Haut zu bewirken.
  3. Beurteilung: Die Eigenfarbe der Haut wird beurteilt.
  4. Revaskularisation: Die Zeit bis zur Wiederherstellung der Farbe nach Aufhebung des Drucks wird aufgezeichnet.
  5. Interpretation: Das Ergebnis wird ausgewertet.

Befund: positive und negative Diaskopie

Je nach Veränderungen an der untersuchten Hautläsion unterscheidet man:

  • Positive Diaskopie — Verschwinden oder Verfärbung der Läsion (typisch für vaskuläre und entzündliche Läsionen).
Positive Diaskopie
Positive Diaskopie
  • Negative Diaskopie — Die Farbe bleibt unverändert (typisch für hämorrhagische und bestimmte Pigmentstörungen).
Negative Diaskopie
Negative Diaskopie

Differentialdiagnose in der Dermatologie

Vergleich der Diaskopie eines entzündlichen (links) und eines hämorrhagischen (rechts) Hautausschlags
Vergleich der Diaskopie eines entzündlichen (links) und eines hämorrhagischen (rechts) Hautausschlags

Vaskuläre Läsionen

  • Ekzem, Dermatitis: sie verblassen beim Drücken und nehmen dann sofort wieder ihre Farbe an, da sie durch eine Entzündung verursacht sind.
  • Vaskulitis: Die Läsionen verschwinden nicht, da sie durch Blutungen (Hämorrhagien) hervorgerufen sind.
  • Teleangiektasien: können etwas verblassen, behalten jedoch ein klares Muster.
  • Hämangiome: verblassen und nehmen dann langsam wieder ihre Farbe an.

Pigmentierte Hautveränderungen

  • Nävus: die Nävusfarbe verändert sich nicht.
  • Melanom: Ungleichmäßige Pigmentierung und auffällige Farbe bleiben bestehen.
  • Dermatofibrom: Das Pigment kann etwas verblassen, es tritt das “Dimple Sign“ (Fitzpatrick-Zeichen) auf.
  • Hämosiderose: die Farbintensität der Läsion lässt nach.

Infektiöse entzündliche Erkrankungen

  • Lupus vulgaris, Sarkoidose: Ein Apfel-Gelee-artiger Aspekt (Apple Jelly Sign) mit gelbbraunen Knoten.
  • Granuloma anulare: derbe Papeln verblassen etwas.
  • Rosazea (bei Syphilis, Toxikodermie, Röteln, Masern, Fleckfieber und Typhus abominalis): Läsionen verschwinden unter Druck.

Vorteile und Einschränkungen des Verfahrens

Die wichtigsten Vorteile der Diaskopie sind:

  • minimaler Zeitaufwand.
  • Komplett sicher und schmerzfrei.
  • Keine spezielle Vorbereitung des Patienten notwendig.
  • Keine komplexen oder teuren Werkzeuge.

Einschränkungen des Diagnoseverfahrens

  • Die Diaskopie ersetzt nicht die histologische Untersuchung.
  • Weniger aussagekräftig bei tief lokalisierten Läsionen.
  • Das Verfahren erfordert eine hohe Qualifikation des Arztes für die richtige Befundinterpretation.

FAQ

1. Was sind die wichtigsten Anzeigen für Diaskopie?

Die Diaskopie ist für die Differentialdiagnose von vaskulären (Vaskulitis, Hämangiome), pigmentierten (Nävus, Melanom) und infektiös-entzündlichen Hautveränderungen angezeigt.

2. Kann die Diaskopie eine Hautbiopsie ersetzen?

Nein. Die Diaskopie ist eine ergänzende Technik, die bei der Erstdiagnose und Differenzierung hilft. Sie ersetzt jedoch nicht die Hautbiopsie (histologische Untersuchung), die nach wie vor der „Goldstandard” für die Diagnosesicherung bei vielen Erkrankungen ist.

3. Bei welchen Läsionen ist die Diaskopie am wenigsten aussagekräftig?

Die Diaskopie ist bei tief liegenden Formationen weniger aussagekräftig, da der Druck auf die Hautoberfläche nicht ausreicht, um eine genügende Anämisierung zu bewirken oder die Pigmente in den tiefen Schichten der Dermis und Hypodermis wegzudrücken.

4. Bei welchem Befund besteht positive Diaskopie?

Eine positive Diaskopie bedeutet, dass die Hautläsion weggedrückt werden kann oder sich verfärbt. Dies ist typisch für Läsionen, die durch Entzündungen oder Gefäßerweiterungen verursacht werden (Erytheme, Teleangiektasien).

5. Bei welchen Erkrankungen kann durch den Glasspateldruck ein Apfel-Gelee-artiger Aspekt gezeigt werden?

Das Apfel-Gelee-Zeichen (Apple Jelly Sign) ist typisch für Lupus vulgaris und Sarkoidose, bei denen gelbbraune, geleeartige Knötchen sichtbar werden.

Quellenverweise

1.

VOKA-Katalog. [Elektronische Quelle].

https://catalog.voka.io/

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Dermoscopy in general dermatology: practical tips for the clinician British Journal of Dermatology, Volume 170, Issue 3, 1 March 2014, Pages 514–526.

3.

Matos D, Coelho R. „Apple Jelly“ Sign: Diascopy in Cutaneous Sarcoidosis. Acta Med Port. 2015 May-Jun;28(3):394. doi: 10.20344/amp.5396. Epub 2015 Jun 30. PMID: 26421796.

4.

Скрипкин, Ю. К. Дерматовенерология. Национальное руководство / под ред. Ю. К. Скрипкина, Ю. С. Бутова, О. Л. Иванова. – Москва : ГЭОТАР-Медиа, 2014. – 1024 p.

5.

Clinical Dermatology: A Color Guide to Diagnosis and Therapy 6th Edition by Thomas P. Habif MD (Author).

6.

Dermatology, 5th Edition. Author : By Jean L. Bolognia, MD, Julie V. Schaffer, MD and Lorenzo Cerroni, MD.

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