Als Schädel-Hirn-Trauma (SHT) bezeichnet man eine Verletzung der Knochen der Schädelkalotte oder -basis sowie des Gehirns selbst, die durch die Einwirkung von äußeren mechanischen Faktoren auf die Kopfregion entsteht.Impressionsfraktur der Schädelkalotte: 3D-Modell
SHT-Epidemiologie
Die aktuellen Trends bei Schädel-Hirn-Traumata umfassen die Betroffenheit der jungen Bevölkerung im Erwerbsalter, hohe Invaliditäts- und Sterblichkeitsraten sowie erhebliche Kosten für die Behandlung von Patienten mit diesem Krankheitsbild. Jährlich werden weltweit 27 Millionen neue SHT-Fälle registriert. Das sind etwa 400 Fälle pro 100.000 Einwohner.
Nach Altersgruppen lassen sich Schädel-Hirn-Traumata in folgende Kategorien einteilen:
Schädel-Hirn-Traumata bei Babys und Kleinkindern, oft in Verbindung mit einem Sturz
Schädel-Hirn-Verletzungen bei Jugendlichen und Erwachsenen, die hauptsächlich durch Verkehrsunfälle verursacht werden
Schädel-Hirn-Traumata bei älteren Menschen, bei denen Stürze die häufigste Verletzungsursache darstellen
Darüber hinaus gibt es geschlechtsspezifische Unterschiede in der Struktur von Schädel-Hirn-Traumata: Männer werden im Durchschnitt doppelt so häufig verletzt wie Frauen.
Der Schweregrad von solchen Traumata spiegelt sich in einer hohen Sterblichkeitsrate wider: etwa 10 Todesfälle pro 100.000 Einwohner pro Jahr durch SHT, wobei etwa 70 % der Patienten sterben, bevor sie eine qualifizierte medizinische Hilfe erhalten.
SHT-Ätiologie
Die häufigsten ätiologischen Faktoren für SHT sind:
Stürze (40–50 % aller Fälle von Kopfverletzungen)
Verkehrsunfälle (20–30 % aller Fälle von Kopfverletzungen)
Absichtliche Körperverletzung
Arbeitsunfälle
Der Anteil von verschiedenen ätiologischen Faktoren an der Entwicklung von Schädel-Hirn-Traumata variiert je nach Einkommen, geografischer Lage und politischer Situation in einem Land oder einer Region.
SHT-Pathogenese
Die direkte Auswirkung verschiedener mechanischer Faktoren, einschließlich des Coup-Contrecoup-Mechanismus (Kopfverletzung nach dem Prinzip von Stoß und Gegenstoß) und des Akzelerations-Dezelerations-Mechanismus (Beschleunigung und Verzögerung), kann zwei Formen von primären Hirnschäden verursachen: fokale und diffuse Hirnverletzungen.
Coup-Contrecoup-Mechanismus
Der Coup-Contrecoup-Mechanismus verursacht ein fokales Hirntrauma durch die Einwirkung mechanischer Energie auf einen starren Schädel, was zu einer Verletzung der Kopfweichteile, der Schädelknochen und des Gehirns in der Kontaktzone mit dem traumatisierenden Gegenstand führt.
Aufgrund der biophysikalischen Besonderheiten des Schädels kommt es zu einer kurzzeitigen Drucksenkung an der Stelle des Gegenstoßes, es bilden sich Kavitationsreaktionen, die zu einer Hirnverletzung an einer dem Aufprall gegenüberliegenden Stelle führen. Dieser Verletzungsmechanismus liegt der Pathogenese von traumatischen intrakraniellen Hämatomen, Gehirnprellungen, Schädelknochenfrakturen und traumatischen subarachnoidalen Blutungen zugrunde, die in unseren 3D-Modellen dargestellt sind:
Der Akzelerations-Dezelerations-Mechanismus wird dadurch ausgelöst, dass der Kopf einer aufeinanderfolgenden Beschleunigung und plötzlichen Verlangsamung ausgesetzt wird. Bei dieser mechanischen Einwirkung kommt es zu einem Mikrotrauma in dem Bereich, der die Großhirnhälften und den Hirnstamm verbindet. Dieser Mechanismus liegt der Pathogenese der Gehirnerschütterung und der diffusen axonalen Hirnverletzung zugrunde.
SHT-Klassifikation
Nach Art der biomechanischen Einwirkung
Coup-Contrecoup-Verletzung
Akzelerations-Dezelerations-Verletzung
Nach Schädigungsart
Fokal: auf Basis des Coup-Contrecoup-Mechanismus der Verletzung
Diffus: auf Basis des Akzelerations-Dezelerations-Mechanismus
Nach Intaktheit der harten Hirnhaut (Dura mater)
Offen: Vorliegen einer Aponeurosenverletzung
Gedeckt (geschlossen): keine Verletzung der Aponeurose
Penetrierend: Verletzung der harten Hirnhaut
Nicht penetrierend: keine Schädigung der harten Hirnhaut
Mäßige Behinderung: partielle Beeinträchtigung der Selbstbedienung
Schwere Behinderung: erhebliche neurologische Defizite, die ständige Pflege erfordern
Neuromuskuläre Pflegebedürftigkeit: Notwendigkeit einer ständigen Betreuung auf der Intensivstation
Vegetativer Zustand: Aufrechterhaltung von Schlaf-Wach-Zyklen ohne Anzeichen von Bewusstsein oder Kontakt
Tod: Tod des Patienten
SHT-Symptome
Die Symptomatik eines Schädel-Hirn-Traumas (SHT) ist sehr vielfältig und hängt von dem Schweregrad der Verletzung und der Lokalisation des Herdes in Bezug auf wichtige Funktionsbereiche des Gehirns ab.
Alle SHT-Formen gehen mit einer Bewusstlosigkeit einher, die je nach Schweregrad der Hirnschädigung von einigen Sekunden bis zu mehreren Tagen oder sogar Wochen andauern kann.
Neurologische Ausfälle unterschiedlicher Art treten als Folge einer direkten Hirnverletzung auf und werden in allgemeine, fokale, Hirnstamm- und meningeale Symptome unterteilt.
Allgemeine Hirnsymptome umfassen Kopfschmerzen, Bewusstseinsstörungen, Schwindel und Erbrechen, die auf Veränderungen des intrakraniellen Drucks zurückzuführen sind, die zu einer intrakraniellen Hypertension oder Hypotension führen.
Fokale Symptome sind mit einer lokalen Schädigung von Hirnbereichen verbunden, die für bestimmte Funktionen zuständig sind. Dazu gehören:
psychische Störungen bei Schädigung der Basalteile der Frontallappen
Paresen oder Lähmungen bei Schädigung der motorischen Rinde oder der kortikospinalen Bahnen
Sensibilitätsstörungen bei Schädigung der hinteren Zentralwindung (Gyrus postcentralis) oder der Leitungsbahnen
aphasische Störungen bei Schädigung des Broca- und Wernicke-Areals
Gesichtsfeldausfälle bei Schädigung der Hinterhauptlappen oder Sehstrahlung
Zu den Hirnstammsymptomen bei SHT gehören Schädigungen des Mittelhirns, die sich in Form von Augenbewegungsstörungen und Entwicklung des bulbären Syndroms (Dysphonie, Dysarthrie, Dysphagie) aufgrund einer Schädigung der kaudalen Nervenkerne im Bereich des Hirnstamms äußern.
Hypothalamische Störungen treten auf, wenn der Hypothalamus durch basale Hirnkontusionen, massive intrakranielle Hämatome oder Schädelbasisfrakturen geschädigt wird. Diese Symptome äußern sich durch Störungen der Blutosmolarität und autonome Störungen.
Meningeale Symptome sind auf eine Reizung der Hirnhäute durch eine intrakranielle Blutung zurückzuführen und äußern sich in einer Steifheit der Hinterkopfmuskulatur, abnormen meningealen Zeichen, Schmerzen bei Perkussion des Kopfes und allgemeiner Hyperästhesie. Diese Symptome treten typischerweise bei einer traumatischen Subarachnoidalblutung auf, wie das nachstehende Modell zeigt.
Traumatische subarachnoidale Blutung im linken Scheitellappen: 3D-Modell
Diagnostik der Schädel-Hirn-Traumata
Anamneseerhebung
Der erste und wichtigste Schritt bei der Diagnostik eines Schädel-Hirn-Traumas ist die Erhebung der Anamnese. Es ist wichtig, den Mechanismus der Verletzung (Sturz aus großer Höhe, Aufprall, Verkehrsunfall) und die seit dem Unfall vergangene Zeit festzustellen. Die Bestimmung des Traumamechanismus deutet auf mögliche fokale oder diffuse Hirnschäden hin (z. B. kann ein Schlag mit einem schweren Gegenstand zu einer Schädelknochenfraktur führen, während ein Verkehrsunfall mit Beschleunigung und Verzögerung zu diffusen axonalen Verletzungen führen kann).
Untersuchung
Die Untersuchung des Patienten ermöglicht es, Spuren eines Kopftraumas (Schürfungen, Hämatome, Quetschwunden) zu erkennen, was für die Differentialdiagnose eines Schädel-Hirn-Traumas mit anderen neurochirurgischen Notfällen, die das Gehirn betreffen, äußerst wichtig ist.
Beispiele für Weichteilverletzungen, die als Folge eines Schädel-Hirn-Traumas auftreten können, sind in den folgenden Modellen dargestellt.
Eine gründliche Untersuchung hilft auch, Mehrfachverletzungen auszuschließen, was bei diesen Patienten häufig der Fall ist und die Prognose verschlechtert. Das Hauptaugenmerk des Arztes sollte auf dem Bewusstseinszustand des Patienten liegen.
Der Bewusstseinszustand von Patienten wird in der Regel in folgende Kategorien unterteilt:
klares Bewusstsein
mäßige Benommenheit
tiefe Benommenheit
Sopor
Koma (mäßig, tief und extrem)
Beurteilung des Bewusstseinszustands nach Glasgow Coma Scale (GCS)
In der Neurochirurgie wird die Glasgow Coma Scale (GCS, Glasgow-Koma-Skala) zur raschen Beurteilung des Bewusstseinszustands verwendet, um den Zustand des Patienten in der Notaufnahme zu bewerten und über die weitere Behandlungstaktik zu entscheiden. Die GCS steht in direktem Zusammenhang mit der Letalität: Liegt der Bewusstseinszustand eines Patienten mit SHT zwischen 3 und 8 Punkten, beträgt die Sterblichkeit etwa 60 %.
Die Glasgow Coma Scale umfasst die Bewertung von drei wesentlichen Kategorien: motorische Reaktion, Augenöffnung und verbale Reaktion.
Augenöffnung (E, Eye response)
Spontan: 4 Punkte
Auf Ansprache: 3 Punkte
Auf Schmerzreiz: 2 Punkte
Keine Reaktion: 1 Punkt
Verbale Reaktion (V, Verbal response)
Patient orientiert und konversationsfähig: 5 Punkte
Patient desorientiert, verwirrte Antworten: 4 Punkte
„Wortsalat“, unpassende Antworten: 3 Punkte
Unverständliche Laute als Antwort auf eine bestimmte Frage: 2 Punkte
Keine verbale Reaktion: 1 Punkt
Motorische Reaktion (M, Motor response)
Befolgen von Befehlen: 6 Punkte
Gezielte Bewegung auf Schmerzreiz (Abstoßen): 5 Punkte
Zurückziehen der Extremität auf Schmerzreiz: 4 Punkte
Abnorme Beugung auf Schmerzreiz: 3 Punkte
Abnorme Streckbewegungen auf Schmerzreiz: 2 Punkte
Keine motorische Reaktion: 1 Punkt
Die GCS-Gesamtpunktzahl liegt zwischen 3 und 15. Diese Skala ermöglicht die Interpretation eines quantitativen Kriteriums (Punktzahl) in ein qualitatives Kriterium (Bewusstseinszustand):
15 Punkte: klares Bewusstsein
14–12 Punkte: mäßige Benommenheit
11–10 Punkte: tiefe Benommenheit
9–8 Punkte: Sopor
7–6 Punkte: mäßiges Koma
5–4 Punkte: tiefes Koma
3 Punkte: extremes Koma
Laboruntersuchungen
Zu den Laboruntersuchungen bei einem Schädel-Hirn-Trauma gehören Standardtests:
Blutbildbestimmung
biochemische Blutanalyse
Koagulogramm
allgemeine Urinuntersuchung
Bestimmung der Blutgruppe und des Rhesusfaktors
Diese Untersuchungen dienen nicht nur der Diagnosestellung, sondern auch der Beurteilung des Zustands des Patienten, der Feststellung von Zusatzerkrankungen und der Vorbereitung eines möglichen chirurgischen Eingriffs.
Instrumentelle Diagnoseverfahren bei SHT
Instrumentelle Methoden zur Diagnose eines Schädel-Hirn-Traumas sind unter anderem:
Computertomographie (CT): Dieses als Goldstandard in der Diagnose von Schädel-Hirn-Traumata anerkannte Verfahren kann Schädelknochenfrakturen, Gehirnprellungen, intrazerebrale Hämatome und pathologische Veränderungen in den lufthaltigen Höhlen nachweisen. Zu den CT-Vorteilen gehören eine schnelle Durchführung sowie eine hohe Sensitivität und Spezifität. Es ist auch möglich, das Alter der Verletzung anhand indirekter Merkmale auf CT-Scans zu bestimmen. Die CT wird in verschiedenen Formen eingesetzt (native CT-Untersuchung, CT-Angiographie, CT-Zisternographie).
Unsere 3D-Modelle zeigen Schädelkalotten- und -basisfrakturen, die mit CT visualisiert werden können.
Fraktur des linken Schläfenbeins mit Übergang auf das Felsenbein: 3D-Modell
Magnetresonanztomographie (MRT): Die MRT ist zwar teurer und zeitaufwändiger, hat aber Vorteile gegenüber der CT. Sie ermöglicht eine bessere Visualisierung von Weichteilen und Hirngewebe, ohne den Patienten einer Strahlenbelastung auszusetzen. Mittels der MRT lassen sich intrakranielle Hämatome in verschiedenen Entwicklungsphasen und Hirnschädigungen nachweisen. Sie ist das bevorzugte Verfahren zur Diagnose von diffusen axonalen Verletzungen. Außerdem ermöglicht die MRT dank Spezialprogrammen eine genauere Beurteilung der Liquordynamik, ist jedoch weniger wirksam bei der Erkennung traumatischer Schädelknochenverletzungen. Die MRT wird in verschiedenen Programmen durchgeführt (T1, T2 FLAIR, ADC, DWI, TOF usw.)
Lumbalpunktion: Mit dieser Hilfsmethode kann das Vorliegen einer subarachnoidalen Blutung festgestellt, der Liquordruck gemessen und SHT-Komplikationen wie Meningitis, Meningoenzephalitis und Ventrikulitis ausgeschlossen werden. Eine Lumbalpunktion kann auch als therapeutische Maßnahme durchgeführt werden, um eine Liquorsanierung und eine intrathekale Medikamentengabe zu ermöglichen.
Neuroendoskopische Techniken: Diese Verfahren helfen dabei, eine latente Liquorrhoe auszuschließen und intraoperativ eine Revision der natürlichen Räume durchzuführen, was die Feststellung einer andauernden Blutung erleichtert.
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Therapie von Schädel-Hirn-Traumata
Die Therapie eines Schädel-Hirn-Traumas richtet sich nach dem Schweregrad, den klinischen Merkmalen, dem Bewusstseinszustand und dem Vorliegen oder Fehlen eines Hirnödems. Die Behandlungsmethoden werden in konservative und operative unterteilt.
Konservative Behandlungsmethoden von SHT
Die konservative Therapie eines Schädel-Hirn-Traumas ist in der Regel symptomatisch und zielt darauf ab, das Hirnödem zu reduzieren, den intrakraniellen Druck zu kontrollieren und die Symptome zu beseitigen.
Hauptgruppen von Arzneimitteln:
Nicht steroidale Antirheumatika (NSAR): Sie werden zur Schmerzbehandlung bei Patienten bei vollem Bewusstsein eingesetzt.
Antibiotika: Verschiedene Gruppen und Generationen von Antibiotika (Beta-Lactam-Antibiotika, Aminoglykoside, Makrolide usw.) werden zur Vorbeugung eitriger Komplikationen bei Patienten mit offenem oder penetrierendem Schädel-Hirn-Trauma und bei Patienten mit posttraumatischer eitriger Meningitis eingesetzt. Antibiotika können systemisch, intrathekal oder intraventrikulär verabreicht werden. Eine wichtige Eigenschaft ist ihre hohe Permeabilität durch die Blut-Hirn-Schranke (BHS).
Antikonvulsiva: Carbamazepin und Valproinsäure werden zur Anfallsprophylaxe bei Patienten mit fokalen Hirnschädigungen eingesetzt.
Osmotische Diuretika: Sorbit(-ol) und Mannit(-ol) werden zur Kontrolle von Hirnödemen bei schweren SHT-Formen verwendet. Schleifendiuretika wie Furosemid können gleichzeitig eingesetzt werden.
Barbiturate: Zusammen mit kontrollierter Hypothermie und künstlicher Hyperkapnie werden sie zur Senkung des intrakraniellen Drucks eingesetzt.
Operative Behandlungsmethoden von SHT
Operative Eingriffe dienen der Beseitigung der Faktoren, die eine akute oder chronische Gehirnquetschung verursachen. Die Taktik der chirurgischen Behandlung hängt vom Bewusstseinszustand des Patienten, der Vorgeschichte des Traumas und der Neurobildgebung ab.
Operative Behandlungsmethoden:
Dekompressive Hemikraniektomie: Sie wird bei schweren SHT-Formen bei Patienten in schwerem Zustand eingesetzt, um die Gehirnquetschung zu beseitigen und Ödeme und Dislokationen zu verhindern.
Kraniotomie mit autologer Kranioplastik: Bei einer akuten Gehirnquetschung bei Patienten bei Bewusstsein wird das Substrat, das die Kompression verursacht, entfernt und anschließend eine einstufige autologe Kranioplastik durchgeführt.
Drainage des Subduralraums: Bei einer chronischen Gehirnquetschung (z. B. bei chronischen subduralen Hämatomen) werden eine oder zwei Fräsungen vorgenommen und die Hämatome durch Anlegen einer geschlossenen Drainage entleert.
Bei Patienten mit extrem schwerem Schädel-Hirn-Trauma und einem Bewusstseinszustand von 3 Punkten nach der Glasgow Coma Scale (GCS) (extremes Koma) ist eine chirurgische Behandlung aufgrund der hohen Letalität und der tiefen Behinderung kontraindiziert. Daher erfordert die Behandlung eines Schädel-Hirn-Traumas einen umfassenden Ansatz, der je nach Zustand des Patienten und den Merkmalen des Traumas sowohl konservative als auch chirurgische Methoden umfasst.
FAQ
1. Was ist ein Schädel-Hirn-Trauma?
Als Schädel-Hirn-Trauma bezeichnet man eine Verletzung der Knochen der Schädelkalotte oder -basis sowie des Gehirns selbst, die durch die Einwirkung von äußeren mechanischen Faktoren auf die Kopfregion entsteht.
2. Wie hoch ist die weltweite Verbreitung von Schädel-Hirn-Traumata?
Jährlich treten weltweit etwa 27 Millionen neue Fälle von Schädel-Hirn-Traumata auf (etwa 400 Fälle pro 100.000 Einwohner). Die Sterblichkeitsrate liegt bei etwa 10 pro 100.000 Einwohner, wobei 70 % der Patienten sterben, bevor sie medizinische Hilfe erhalten.
3. Was sind die Hauptursachen für Schädel-Hirn-Traumata?
Die häufigsten Ursachen für Schädel-Hirn-Traumata sind: Stürze (40–50 % aller Fälle von Kopfverletzungen), Verkehrsunfälle (20–30 % aller Fälle von Kopfverletzungen), absichtliche Körperverletzung und Arbeitsunfälle.
4. Was sind die wichtigsten pathogenetischen Mechanismen der Entstehung von Schädel-Hirn-Traumata?
Es werden zwei Arten von primären Hirnschädigungen unterschieden: fokale und diffuse. Fokale Verletzungen werden durch den Coup-Contrecoup-Mechanismus verursacht (z. B. Hirnprellungen, intrakranielle Hämatome). Diffuse Schädigungen hängen mit dem Akzelerations-Dezelerations-Mechanismus zusammen (Gehirnerschütterung, diffuse axonale Verletzung).
5. Wie werden Schädel-Hirn-Traumata nach Schweregrad eingeteilt?
Der Schweregrad eines Schädel-Hirn-Traumas wird wie folgt eingeteilt: leicht (13–15 Punkte auf der Glasgow Coma Scale), mittelschwer (9–12 Punkte auf der Glasgow Coma Scale) und schwer (3–8 Punkte auf der Glasgow Coma Scale).
6. Welche Symptome treten bei einem Schädel-Hirn-Trauma auf?
Bei einem Schädel-Hirn-Trauma kann es zu verschiedenen Symptomen kommen, einschließlich Bewusstlosigkeit, die einige Sekunden bis zu mehreren Wochen dauern kann. Zu den allgemeinen zerebralen Symptomen gehören Kopfschmerzen, Erbrechen und Schwindel. Fokale neurologische Symptome wie Paresen, Aphasie und Sehstörungen können ebenfalls auftreten. Zu den Hirnstammsymptomen gehören Augenbewegungsstörungen und Entwicklung des bulbären Syndroms. Meningeale Anzeichen, wie z. B. Steifheit der Hinterkopfmuskulatur, können ebenfalls auf ein Schädel-Hirn-Trauma hindeuten.
7. Was sind die wichtigsten Methoden zur Diagnose von Schädel-Hirn-Traumata?
Zu den wichtigsten Diagnoseverfahren bei Schädel-Hirn-Traumata gehört die visuelle Untersuchung des Patienten, um Anzeichen einer traumatischen Verletzung der Kopfweichteile zu erkennen. Außerdem wird der Bewusstseinszustand des Patienten anhand der Glasgow Coma Scale beurteilt. Ein wichtiger Schritt ist die Beurteilung des neurologischen Status, einschließlich des Vorliegens von allgemeinen zerebralen, fokalen und meningealen Symptomen. Die Computertomographie (CT) ist der Goldstandard für die Diagnostik von Schädelfrakturen und den Nachweis von intrakraniellen Hämatomen. Die Magnetresonanztomographie (MRT) dient der Beurteilung des Ausmaßes von Verletzungen der Kopfweichteile und des Gehirns sowie der Bestätigung der Diagnose einer diffusen axonalen Verletzung. Die Lumbalpunktion kann zur Bestätigung einer traumatischen subarachnoidalen Blutung eingesetzt werden.
8. Welche Behandlungsmethoden werden bei Schädel-Hirn-Traumata eingesetzt?
Schädel-Hirn-Traumata werden sowohl konservativ als auch chirurgisch behandelt. Die konservative Behandlung umfasst die Einnahme von nicht steroidalen Antirheumatika zur Schmerzlinderung und zur Verringerung der Entzündung. Außerdem werden Antibiotika zur Vorbeugung infektiöser Komplikationen, osmotische Diuretika zur Kontrolle des Hirnödems und Antikonvulsiva zur Behandlung und Vorbeugung von Krampfanfällen verschrieben. Bei schweren Verletzungen, die einen chirurgischen Eingriff erfordern, wird eine dekompressive Hemikraniektomie bei nicht medikamentös behandelbaren, malignen Hirnödemen durchgeführt. Eine Kraniotomie mit autologer Kranioplastik kann durchgeführt werden, um einen Herd der Hirnkompression zu entfernen. Eine Drainage des Subduralraums kann zur Behandlung einer chronischen Gehirnquetschung angezeigt werden.
9. Was ist der Unterschied zwischen einem Schädel-Hirn-Trauma und einer Gehirnerschütterung?
Ein Schädel-Hirn-Trauma (SHT) umfasst alle Arten von Hirnschädigungen, von leicht bis schwer. Eine Gehirnerschütterung ist eine der leichtesten Formen eines Schädel-Hirn-Traumas, verursacht in der Regel keine Langzeitfolgen und weist im Gegensatz zu schwereren Verletzungen wie Hämatomen oder Schädelfrakturen keine sichtbaren Veränderungen in der Bildgebung auf.
10. Welche SHT-Form ist am gefährlichsten?
Als gefährlichste Schädel-Hirn-Traumata gelten schwere Verletzungen wie offene Schädel-Hirn-Traumata, massive Hämatome, Schädelfrakturen und Hirnstammverletzungen, die zu Atem- oder Herzstillstand führen können.
11. Wie lange dauert ein Schädel-Hirn-Trauma?
Die Dauer des traumatischen Prozesses hängt vom Ausmaß und der Art der Verletzung ab. Leichte Formen wie eine Gehirnerschütterung können einige Tage dauern, während schwerere Formen mit Hämatomen oder Frakturen eine langfristige Behandlung erfordern, manchmal sogar über Monate oder Jahre.
12. Ist es möglich, sich nach einem Schädel-Hirn-Trauma zu 100 % zu erholen?
Die Genesung hängt vom Ausmaß der Hirnschädigung ab. Bei leichten Verletzungen kann die Genesung vollständig sein. In schwereren Fällen jedoch, etwa bei Verletzungen, die Hirngewebe oder -strukturen beeinträchtigen, ist eine vollständige Genesung unter Umständen nicht möglich, und die Folgen können lebenslang bestehen bleiben.
13. Was sind die SHT-Folgen?
Nach einem Schädel-Hirn-Trauma sind verschiedene Folgen möglich: chronische Kopfschmerzen, Gedächtnisprobleme, Koordinationsstörungen, Persönlichkeitsveränderungen, Depressionen, Krampfanfälle, Seh- oder Hörstörungen und andere neurologische Störungen.
14. Wie lange lebt man nach einem Schädel-Hirn-Trauma?
Die Überlebensprognose nach einem Schädel-Hirn-Trauma hängt von dem Schweregrad der Verletzung ab. Leichte Verletzungen haben in der Regel keine Auswirkungen auf die Lebenserwartung, während schwere Hirnschädigungen zum Tod oder zu schweren langfristigen Gesundheitsproblemen führen können.
15. Wie verläuft die Rehabilitation nach einem Schädel-Hirn-Trauma?
Die Rehabilitationsmaßnahmen nach einem Schädel-Hirn-Trauma umfassen Physiotherapie, neuropsychologische Rehabilitation, Wiederherstellung von kognitiven Funktionen und psychoemotionale Unterstützung. Die Genesungszeit hängt vom Ausmaß der Verletzung und dem Zustand des Patienten ab und kann mehrere Monate bis mehrere Jahre dauern.
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