Hagelkorn: Ätiologie, Pathogenese, Diagnose und Behandlungsmethoden

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Ein Hagelkorn(abgeleitet vom griechischen „chálaza“, was „kleines Hagelkorn“ oder „kleiner Klumpen“ bedeutet) ist eine chronische, nicht-infektiöse Entzündung des Augenlids, die durch die Obstruktion der Ausführungsgänge der Meibom-Drüsen verursacht wird. Die Erkrankung kann sowohl das Ober- als auch das Unterlid betreffen.

Hagelkorn am Oberlid
Hagelkorn am Oberlid – 3D-Modell

Ätiologie und Risikofaktoren

Während die Pathophysiologie von Hagelkörnern gut erforscht ist, sind die begünstigenden Faktoren dieser Meibom-Drüsen-Dysfunktion weniger bekannt. Ein Hagelkorn entsteht durch die Obstruktion des Ausführungsgangs einer Meibom-Drüse.

Maßgebliche auslösende Faktoren

Die exakte zugrunde liegende Ursache dieser Obstruktion bleibt unklar, aber eine Reihe wichtiger Auslöser sticht hervor:

  • Hormonelle Umstellungen: Pubertät und Schwangerschaft.
  • Dermatologische und ophthalmologische Erkrankungen: Rosazea, chronische Lidrandentzündung und seborrhoische Dermatitis.
  • Infektionen: viral und bakteriell.
  • Allgemeine Erkrankungen: Diabetes mellitus, Immundefizienz, Hyperlipidämie, Tuberkulose sowie Leishmaniose.
  • Äußere Faktoren: Belastung durch Luftschadstoffe und mangelnde Lidrandhygiene.

Die Rolle von Hormonen und IVF

Meibom-Drüsen sind stark innerviert und werden durch eine komplexe Vielzahl von Substanzen gesteuert – unter anderem Androgene, Östrogene, Gestagene, Retinsäure, Wachstumsfaktoren und vermutlich Neurotransmitter. Sexualhormonspiegel beeinflussen erwiesenermaßen die Struktur der Tränen- und Meibom-Drüsen, der Bindehaut, der lateralen Zellen, der Hornhaut, der vorderen Augenkammer, der Iris, des Ziliarkörpers, der Linse, des Glaskörpers und der Netzhaut.

Eine Hormontherapie ist ebenfalls ein Risikofaktor für eine Dysfunktion der Meibom-Drüsen und trockene Augen. Studien zeigen, dass die In-vitro-Fertilisation (IVF) in Verbindung mit einer starken Hormontherapie während der Embryoimplantation und manchmal sogar während der gesamten Schwangerschaft ebenfalls Auswirkungen auf die Funktion der Meibom-Drüsen hat.

IVF-Patientinnen leiden tendenziell häufiger an Dysfunktionen der Meibom-Drüsen, Meibomitis, Gersten- und Hagelkörnern, wobei diese oft rezidivieren.

Epidemiologie

Die Inzidenz des Hagelkörnern variiert in verschiedenen medizinischen Literaturstudien zwischen 0,2 % und 0,7 %.

  • Geschlecht: Einige Daten deuten auf eine höhere Prävalenz bei Frauen hin (aufgrund hormoneller Einflüsse und der Verwendung von Kosmetika). Andere Studien zeigen hingegen keine nennenswerten Unterschiede.
  • Alter: Ein Hagelkorn kann in jedem Alter auftreten, am häufigsten ist es jedoch bei Jugendlichen und Erwachsenen unter 30 Jahren. Dies liegt an hohen Androgenspiegeln, die die Produktion von Hautsekreten stimulieren und deren Viskosität erhöhen.
  • Lokalisation: Hagelkörner treten häufiger am Oberlid auf, da dort im Vergleich zum Unterlid mehr Meibom-Drüsen vorhanden sind.

Pathogenese

Meibom-Drüsen produzieren normalerweise ein öliges Talgsekret, das auf der Oberfläche der Hornhaut und Bindehaut verteilt wird, um diese feucht zu halten und ein Austrocknen der Augenoberfläche zu verhindern.

Entstehungsmechanismen:

  1. Verstopfung: Die Ausführungsgänge der Meibom-Drüsen werden blockiert. Im Inneren der Drüse sammelt sich Talgsekret an, da kein Abfluss erfolgt.
  2. Zyste: Im Gewebe des Augenlids bildet sich eine Zyste.
  3. Entzündung: Die Histopathologie zeigt ein lipogranulomatöses, chronisches Entzündungsmuster mit extrazellulären Fettablagerungen, umgeben von lipidreichen Epitheloidzellen, mehrkernigen Riesenzellen und Lymphozyten.
Obstruktion des Meibom-Drüsenausführungsgangs (Bildung eines Hagelkorns)
Obstruktion des Meibom-Drüsenausführungsgangs (Bildung eines Hagelkorns) – 3D-Modell

Klinisches Bild und Symptome

Patienten mit einem Hagelkorn berichten am häufigsten über die Bildung einer elastischen Masse („Knoten“), die sowohl optisch störend ist als auch Unbehagen verursacht.

Zu den Leitsymptomen zählen:

  • Ein fester Knoten tief im Gewebe des Augenlids;
  • Allmähliche Zunahme der Größe des Knotens;
  • Reizung und Schwellung des Augenlids;
  • Moderate Schmerzen (meist nur anfangs, später oft schmerzfrei).

Diagnostik

Die Diagnose erfolgt nach einer körperlichen Untersuchung. Umfassende Untersuchung: Biomikroskopie des Vorderabschnitts, Visometrie, Keratometrie, Tonometrie und Echoskopie.

Bild während der visuellen Untersuchung (Spaltlampe):

  • Ein Knoten im Gewebe der Lidplatte des Augenlids.
  • Gelegentlich tritt begleitend eine perifokale Entzündung auf.
  • In der Öffnung der betroffenen Drüse sind Ansammlungen von zähen Sekrets sichtbar.
  • Bei Berührung ist die Neubildung schmerzlos; die darüber liegende Haut ist unverändert, beweglich und nicht mit dem umliegenden Gewebe verwachsen.
  • Beim Umstülpen des Augenlids (Untersuchung der Rückseite) ist an der Bindehaut eine lokale Hyperämie an der Stelle des Hagelkorns erkennbar.
3D-Animation – Entstehung eines Hagelkorns

Behandlung von Hagelkörnern

Bei etwa einem Viertel der Fälle (25 %) bleiben Hagelkörner unbehandelt.

Nicht-chirurgische Behandlung

Die primäre Behandlungsmethode bei Hagelkörnern ist die nicht-operativ.

  • Lokal: Es werden antibakterielle und kortisonhaltige Augentropfen und -salben werden verschrieben.
  • Antibiotika: Basierend auf Erfahrungswerten. Breitbandmedikamente wie Fluorchinolone sind die Mittel der Wahl.
  • Systemische Therapie: Orale Antibiotika werden selten eingesetzt (nur bei schweren Entzündungen). Bei schweren toxisch-allergischen Reaktionen und starken Lidschwellungen werden Antihistaminika in Tablettenform empfohlen.

Injektionsbehandlung

Bei wiederkehrenden Hagelkörnern oder wenn die nicht-operative Behandlung unwirksam ist, kann es notwendig sein, Kortikosteroide (Betamethason) direkt in die Höhle des Hagelkorns zu injizieren.

Die Erfolgswahrscheinlichkeit nach einer einzelnen Injektion liegt bei etwa 80 %. Eine weitere Injektion kann nach etwa 1–2 Wochen verabreicht werden.

Chirurgische Behandlung

Wenn nicht-operative Methoden versagen oder der Knoten zu groß ist, wird das Hagelkorn entfernt. Ablauf des Eingriffs:

  1. Örtliche Betäubung.
  2. Anbringen einer speziellen Lidklemme.
  3. Senkrechter Schnitt in die deutlich sichtbare Zyste durch die Knorpelplatte des Lids, durchgeführt von der Bindehautseite her.
  4. Ausschaben des Inhalts mittels einer Kürette einschließlich der Kapsel.

FAQ

1. Was ist der Unterschied zwischen einem Hagelkorn und einem Gerstenkorn?

Ein Gerstenkorn ist eine akute eitrige Entzündung des Wimpernfollikels, verbunden mit akuten Schmerzen. Das Hagelkorn ist eine chronische Entzündung einer Talgdrüse. Es entsteht langsamer und ist oft schmerzfrei.

2. Kann ein Hagelkorn von alleine weggehen?

Ja, statistisch gesehen lösen sich 25 % aller Hagelkörner innerhalb einiger Wochen oder Monate von alleine auf.

3. Was ist zu tun, wenn ein Hagelkorn aufplatzt (sich öffnet)?

Wenn der Inhalt austritt, sollte der Bereich mit einem Antiseptikum (z. B. Chlorhexidin) behandelt und ein Augenarzt aufgesucht werden. Es ist wichtig, das die Kapsel vollständig entleert ist, da es andernfalls zu einem Rezidiv kommen kann.

4. Sind Hagelkörner ansteckend?

Nein, es handelt sich nicht um eine Infektionskrankheit im klassischen Sinne (wie etwa eine Bindehautentzündung). Es ist vielmehr eine Verstopfung der internen Drüse, weshalb eine Ansteckung durch eine andere Person ausgeschlossen ist.

5. Wird eine Entfernung unter Betäubung vorgenommen und ist der Eingriff schmerzhaft?

Der chirurgische Eingriff erfolgt unter Lokalanästhesie mittels Injektion in die Lidhaut. Der Patient spürt nur den Moment der Injektion; die Entfernung an sich ist schmerzfrei.

6. Warum tritt ein Hagekorn erneut auf?

Häufige Ursachen für ein Rezidiv: unvollständige Entfernung der Kapsel während des Eingriffs, das Vorliegen unbehandelter Grunderkrankungen (Blepharitis, Rosazea, Diabetes mellitus), eine eingeschränkte Immunabwehr oder mangelhafte Hygiene.

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VOKA 3D Anatomy & Pathology – Complete Anatomy and Pathology 3D Atlas (VOKA 3D Anatomie & Pathologie – Vollständiger 3D-Atlas für Anatomie und Pathologie) [Internet]. VOKA 3D Anatomy & Pathology.

Verfügbar unter: https://catalog.voka.io/

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