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Polyp

Auch bekannt als: Nicht-physiologische Wucherung der Schleimhaut

Polypen (von altgriechisch πολύπους — „vielbeinig“) sind ein Sammelbegriff für nicht-physiologische, makroskopisch sichtbare Gewebewucherungen, die sich über die Oberfläche der Schleimhaut in das Lumen eines Hohlorganes vorwölben. Ein Polyp kann mit einem dünnen Stiel (gestielter Polyp) oder flach-breitbasig (sessiler Polyp) an der Organwand befestigt sein.

Wichtig zu wissen ist, dass das Wort „Polyp“ rein deskriptiv ist und nichts über seine Dignität aussagt. Er beschreibt nur die Form, nicht aber die zelluläre Struktur. Polypen können gutartig, präkanzerös oder bösartig sein. Die endgültige Diagnose und klinische Bedeutung eines Polypen richten sich nur nach dem histologischen Befund.

Ätiologie und Pathophysiologie

Die Ursachen für Polypen sind vielfältig und hängen von ihrer Lokalisation und der histologischen Beschaffenheit ab.

Wichtige prädisponierende Faktoren sind:

  • Chronische Entzündung: Eine lang anhaltende Reizung der Schleimhaut kann eine übermäßige Regeneration und entzündliche oder hyperplastische Polypen herbeiführen (z. B. in der Nase bei Sinusitis, im Darm bei Morbus Crohn).
  • Genetische Veranlagung: Mutationen in bestimmten Genen können zur Entstehung von adenomatösen Polypen führen, insbesondere im Dickdarm (z. B. bei familiärer adenomatöser Polyposis).
  • Hormonelle Störungen: Einige Arten, beispielsweise Endometriumpolypen in der Gebärmutter, sind hormonabhängig.

Je nach ihrer Zellstruktur werden Polypen in neoplastische (Tumorpolypen) und nichtneoplastische Polypen unterteilt. Zu den nichtneoplastischen zählen entzündliche und hyperplastische Polypen, die ein äußerst geringes Malignitätsrisiko aufweisen. Die größte klinische Bedeutung haben neoplastische adenomatöse Polypen, die echte gutartige Tumoren (Adenome) sind und als präkanzeros gelten, da die Gefahr einer Entwicklung zum Krebs (Adenokarzinom) besteht.

Klinische Bedeutung und Lokalisation

Polypen können in jedem Hohlorgan auftreten, das mit einer Schleimhaut (Mukosa) ausgekleidet ist. Das klinische Erscheinungsbild hängt von der Größe, Anzahl und Lage von Polypen ab.

Die häufigsten Lokalisationen sind:

  • Dickdarm: Adenomatöse Polypen sind Vorläufer von Darmkrebs. Ihre rechtzeitige Erkennung und Entfernung (Polypektomie) während einer Koloskopie sorgt für Darmkrebs-Vorsorge.
  • Nase und Nasennebenhöhlen: Meistens sind sie entzündlicher oder allergischer Natur und verursachen Atembeschwerden und chronische Sinusitis.
  • Gebärmutter und Zervikalkanal: Polypen können Ursache für abnorme uterine Blutungen und Unfruchtbarkeit sein.
  • Magen: Am häufigsten sind sie gutartig, aber adenomatöse Polypen müssen beobachtet oder entfernt werden.
  • Ohren: Ein entzündlicher Polyp aus dem Mittelohr weist auf eine chronische eitrige Otitis media hin.
  • Kehlkopf: Stimmlippenpolypen bewirke eine dauerhafte Heiserkeit.

Viele Polypen, insbesondere kleine, verlaufen symptomfrei und sind Zufallsbefund bei Endoskopie. Die meisten Polypen werden durch chirurgische Entfernung (Polypektomie) behandelt, wobei eine anschließende histologische Untersuchung obligat ist.

Differentialdiagnose

Hauptziel der Diagnostik ist, die histologische Beschaffenheit des Polypen zu bestimmen und damit sein Malignitätspotenzial abzuschätzen. Bei einer endoskopischen Untersuchung erlaubt es das makroskopische Erscheinungsbild nicht immer, zwischen einem gutartigen hyperplastischen Polypen und einem präkanzerösen adenomatösen oder bereits malignen Polypen (polypoidem Karzinom) zu unterscheiden. Daher gilt als „Goldstandard“ der Grundsatz „Jeder entfernte Polyp muss einer histopathologischen Untersuchung zugeführt werden“. Der histologischer Befund bestimmt die weitere Vorgehensweise, einschließlich der Notwendigkeit und Häufigkeit von Kontrolluntersuchungen.

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